NIETZSCHE IN ITALIEN.
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NIETZSCHE'S ITALICS:
Chiasmatic Inscriptions - Between the Sheets

by Hugh J. Silverman
NIETZSCHE'S CORS(IV)O:
Chiasmatische Inschriften / Einschreibungen - Zwischen den Tafeln

translated by m.t.litschauer
  When does a signature mark a site?  How does an image separate a text and a signature?  Where does a text provide a landscape for an image and a signature?  Marking a difference between Nietzsche’s text and a photographic image of an Italian site, between the image and Nietzsche’s inscription of his own name or the name of a favorite location, between the writing of the name of a place and a philosophical text — this is the stuff of Maria Theresia Litschauer’s 30 pieces.  But like a kaleidoscope the stuff of the work is in its differences — objects whose spaces of difference animate the work.  In themselves, a passage from a Nietzschean text, a picture of an Italian scene, and an enlarged handwritten name of a place or a signature or a part of a signature are not especially notable.  The passage can be examined and explored, interpreted and developed, read and understood.  The photograph can be admired and commented, scrutinized and analyzed, compared and contrasted.  The signature/name can be noticed and remarked, called out and framed, identified and characterized.  But juxtaposed, linked together, placed in conjunction with one another, these three discrete items are animated in their differences and in their sewn togetherness.

The selection of each is a choice, the juxtaposition of the three is a choice, the textuality that arises from their being together is not a choice.  The cross-over is not a choice. The cross-over of text, image, and signature happens.  It marks a textuality that arises out of the conjuncture of each of the three sheets.  By themselves each sheet is an entity: the Nietzschean text, the photograph of an Italian site, and the handwritten name (of a place or of a person).  In the conjuncture, a crossing takes place, a chiasm that both links each of the three sheets or plates and separates them at the same time.  This crossing happens.  It is not selected. It is not chosen. It is not motivated.  And yet it can be altered, tampered with, affected...

The affectation is like a fun-house mirror that produces different shapes and sizes even though the imaged body does not undergo any pain or harm in the distortion.  This is not a matter of distortion.  It is a matter of viewing/reading.  Each of the thirty pieces — “objects” Litschauer calls them — is placed on the wall.  A tall person will not see the same as a short person.  A view from an angle on the side will not be the same as a view from in front.   But the viewing does not change the chiasmatic difference in the conjunction of the sheets.  Between the sheets, the chiasm happens.  And yet the viewing is the eventing of the crossing.  The crossing happens.  Through the viewing the crossing is made into an event, and each event occurs through a particular viewing. Hence each meaning of the crossing happens in each eventing of the crossing.  The fabric of those meanings is the textuality of the art object as text. [...] more
Wann markiert eine Signatur einen Ort? Wie trennt ein Bild einen Text und eine Signatur? Wo liefert ein Text einem Bild und einer Signatur eine Landschaft? Indem eine Differenz zwischen Nietzsches Text und einem photographischen Bild eines italienischen Ortes, zwischen dem Bild und Nietzsches Einschreibung seines eigenen Namens oder des Namens des bevorzugten Ortes, zwischen dem Schreiben eines Ortsnamens und dem eines philosophischen Textes markiert wird – darum geht es in den 30 Stücken von Maria Theresia Litschauer. Aber wie bei einem Kaleidoskop besteht das Werk aus seinen Differenzen – Gegenständen, deren Zwischen-Räume das Werk animieren. Eine Passage eines Nietzsche-Textes, ein Bild von einem italienischen Schauplatz und ein vergrößerter handschriftlicher Ortsname oder eine Signatur oder ein Teil einer Signatur sind für sich genommen nicht besonders bemerkenswert. Die Textstelle kann geprüft und erforscht, interpretiert und entfaltet, gelesen und verstanden werden. Die Photographie kann bewundert und kommentiert, untersucht und analysiert, verglichen und gegenübergestellt werden. Die Signatur/der Name kann wahr- und zur Kenntnis genommen, gerufen und umrahmt, identifiziert und charakterisiert werden. Aber nebeneinandergestellt, miteinander verbunden, in eine Konjunktion gebracht, werden diese drei diskreten Einzelheiten in ihren Differenzen und ihrer Zusammengehörigkeit belebt.

Die Auswahl jedes einzelnen ist eine Wahl, die Juxtaposition der drei ist eine Wahl, die Textualität, die aus ihrer Zusammengehörigkeit entspringt, ist keine Wahl. Das Cross-over ist keine Wahl. Das Cross-over von Text, Bild und Signatur ereignet sich. Es markiert eine Textualität, die sich aus dem Zusammentreffen der jeweils drei Tafeln ergibt. Für sich ist jede Tafel eine Entität: Nietzsches Text, die Photographie eines Ortes in Italien und der handgeschriebene Name (eines Ortes oder einer Person).Im Zusammentreffen findet ein Crossing statt, ein Chiasmus, das/der jede der drei Tafeln oder Platten sowohl miteinander verbindet als auch gleichzeitig voneinander trennt. Dieses Crossing geschieht. Es ist nicht ausgewählt. Es ist nicht gewollt. Es ist nicht herbeigeführt. Und doch kann es verändert, versucht, beeinflußt werden ...

Die Wirkung ist wie bei einem Lachkabinettspiegel, der verschiedene Gestalten und Größen erzeugt, wenn auch der widergespiegelte Körper in der Entstellung kein Leid und keinen Schaden nimmt. Es geht nicht um Entstellung. Es geht um Ansicht/Lektüre. Jedes der dreißig Stücke – "Objekte" nennt Litschauer sie – hängt an der Wand. Ein großer Mensch wird nicht dasselbe sehen wie ein kleiner. Die Sicht von einem seitlichen Winkel aus wird nicht dieselbe sein wie die Sicht von vorne. Die Sichtweise verändert aber nicht die chiasmatische Differenz in der Konjunktion der Tafeln. Der Chiasmus ereignet sich zwischen den Tafeln. Und doch ist das Sehen und das Ereignen des Crossings. Das Crossing passiert. Durch das Sehen wird das Crossing zu einem Ereignis, und jedes Ereignis tritt ein durch ein besonderes Sehen. Deshalb geschieht jedes Bedeuten des Crossings in jedem Sichereignen des Crossings. Die Struktur dieser Bedeutungen ist die Textualität des Kunstwerks als Text. [...] more